Die Herrschaft in Berlin wird durch die Berliner Kabalen ausgeübt. Eine Kabale im hier gemeinten Sinne ist dem Verständnis der Berliner Anverwandten nach ein "fest gefügter" (also halbwegs stabiler und dauerhafter, verlässlicher) Zusammenschluss von wenigstens fünf Kindern der Nacht, und das schon weit länger als es die Magistratsherrschaft in Berlin gibt. 

Dabei handelt es sich um mehr oder weniger elitäre "Clubs" in der Domäne, die Vampire unterschiedlicher Abstammung hinter einer Idee zusammenbringen. Manche, aber längst nicht alle Kabalen folgen den Ideen und Leitlinien eines der fünf Bünde der Vampire oder versammeln die hiesigen Mitglieder eines Clans. Vampire ohne Kabalenzugehörigkeit nennen sich selbst Autarkis oder Freie. Sie werden von den Kabalenanhängern zuweilen auch als Bundlose oder Unwerte bezeichnet.

Im Vordergrund unseres Spiels stehen nicht Clane und Bünde, sondern Kabalen. Folgerichtig gibt es nicht nur die eine Kabale des Bundes X in der Stadt und auch nicht unbedingt nur Kabalen für Mitglieder eines einzigen Bundes. Charaktere werden nach den Spielregeln als Mitglied eines Bundes erschaffen und erhalten die damit verbundenen Spielvorteile, und das völlig unabhängig welcher Kabale sie sich zuordnen. Der Eintrag "Bund" auf dem Charakterbogen ist ein SPIELWERT, der anzeigt, welchem Glaubenssystem der Charakter folgt, welche Gedanken und Prinzipien er verinnerlicht hat und natürlich: Welchen Bund er "von innen" her kennt.

Letztlich entwickelt jede Kabale ihre eigenen Traditionen und Gepflogenheiten, so dass Kabalen desselben Bundes in verschiedenen Domänen – und sogar in derselben Domäne! – stark voneinander abweichen können. Es gibt keinerlei höheren Instanzen der Bünde wie etwa einen Papst oder Kaiser, daher spricht jede Kabale – egal, was sie behauptet – nie für den ganzen Bund, sondern nur für sich. Die Bünde selbst finden sich nicht in Reinform in Berlin, nicht einmal ihre Namen sind notwendigerweise allen Anverwandten bekannt.

Nichts Passendes dabei? Ein Charakter muss keiner Kabale angehören, warum sich also nicht eine Weile umgarnen lassen - oder einen eigenen Club gründen? Es ist alles möglich, was Spieler findet.

 

Der Erste Magistrat

Vor mehr als hundert Jahren von der Herrschaftskabale Gloria Noctem ausgerufen, ist der Erste Magistrat die erste erfolgreiche Kabale der Domäne Freies Berlin. Ihre Aufgaben umfassen die politische Verwaltung der Stadt sowie die Kommunikation zwischen der Gloria Noctem und der Domäne Freies Berlin - die sich oft auch als Herausforderung gestaltet.

Aufgebaut wie eine Firma, teilt sich die Kabale in unterschiedliche Arbeitsbereiche auf und profitiert nicht nur von besten Kontakten in die sterbliche Welt, sondern vereint ein über Jahrzehnte gesammeltes Wissen. An oberster Stelle des Ersten Magistrats steht der Nosferatu Moloch als Direktor der Kabale und der Stadt. Der Erste Magistrat beruft die Eignerversammlung ein, um gemeinsam mit den Eignern über Fragen, Themen und neue Beschlüsse zu diskutieren und abzustimmen. Aber auch dazwischen ist es die - selbst gesetzte - Aufgabe der Kabale, zu versuchen, die Zügel in der Hand zu halten, um dem Verfall und Chaos entgegen zu wirken.

Zwischen Tradition und Fortschritt ist die Kabale offen für all jene, die fernab von Mystik und strengem Glauben die Stadt prägen wollen, aber inkludiert auch gerade diese, um alle natürlichen und übernatürlichen Wirkungsbereiche abzudecken und weiterzubilden. Der Erste Magistrat setzt dabei auf die Talente und den Einfluss jedes einzelnen, um jedes Mitglied, ob Eigner oder nicht, einzubeziehen und gemeinsam zu wachsen. Somit kann jeder seine Individualität bewahren und gleichzeitig auf den starken Rückhalt der Gemeinschaft des Ersten Magistrats vertrauen. Die Kabale hat es sich zum Ziel gesetzt, stets innerlich und äußerlich zu wachsen, denn Stillstand bedeutet Rückschritt.

Der Erste Magistrat hat sich der Zukunft verpflichtet, zum Wohle aller.

Die Gloria Noctem

"Der wahre Invictus"

Die älteste aller Kabalen herrscht über Berlin, angeführt durch den Fürsten, hat sich jedoch seit über hundert Jahren aus den öffentlichen Geschehnissen in den westlichen Teil zurückgezogen, wo sie niemanden sonst duldet. Die Verwaltung des Restes der Stadt hat sie im Rahmen eines "Experiments" an den Ersten Magistrat übertragen. Wenig ist über ihre Mitglieder bekannt. Allein das Daevahaus Chrysos, das Nosferatuhaus Korinth und das Ventruehaus Pylos sind im Freien Berlin Begriffe, da Nachkommen von ihnen dort ihr Requiem verbringen. Manche Verwegene mutmaßen, die Ahnen liegen längst in tiefer Starre. In den letzten Jahren bekommen diese Verwegenen Grund zur Sorge sich getäuscht zu haben.

Denn wenn es in Berlin Probleme gibt, die sich nicht mehr übersehen lassen (Maskeradebrüche, Eindringlinge in ihre Reviere, Unregelmäßigkeiten um den Kral), so ist die Gloria Noctem zu strengen und wirksamen Maßnahmen bereit und fähig. Dabei verschwendet sie meist keine Worte, sondern lässt sofort Taten sprechen - ob diese sich gegen ganze Reviere oder gegen Individuen richten. Man munkelt, sie haben Spione im Freien Berlin, die ihnen alles zutragen, und ihre Macht durchdringt trotz ihres Rückzugs die ganze Stadt.

Auch wenn sich niemand daran erinnert, dass es je vorgekommen sei, so ist doch bekannt, dass die Auslieferung einer schwarzen Rose an ein Kind der Nacht zugleich Drohung und Vorladung ist, sich der Gloria Noctem zu präsentieren. Definitiv nichts, was man sich wünscht.

Die Zorien

“She rises like a bloodmoon,
In a sky of a thousand stars bursting.”

Athena Girl, Nikita Gill

 

Der Name Berlin leitet sich vom slawischen Wort “berlo” - Morast - ab. In den alten Tagen lebten auf dem Gebiet der heutigen Hauptstadt slawische Stämme, die in ihr bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.

Nach den alten Sagen der Slawen sind es die Zorien, welche die Bestie Simargl bewachen und den Weltuntergang verhindern. In Berlin sind es die Zorien, die den Schlaf des Ahnen, des Krals, hüten, ihn in blutigen Riten erwecken und wieder in dunkles Vergessen hinab singen. Es soll nicht immer so gewesen sein, weniger als ein halbes Jahrhundert ist es die Stimme der Schwesternschaft, welche im November den uralten Ritus intoniert.

Die Zorien sind eine eingeschworene Gemeinschaft von Frauen, die so innig miteinander verbunden sind, dass sie sich tatsächlich Schwestern nennen. Man erkennt sie leicht daran, dass sie diesem Bund durch ihre Namen Ausdruck verleihen, denen sie immer ‘Zorya’ voranstellen. Sie eint ihr Glaube an das göttlich Weibliche, dem alle in ihrer eigenen Form huldigen. Sie sind überzeugt, dass der Weg zur höheren Einsicht mit Opfern gepflastert ist, und sie sind bereit, diese zu erbringen.

Zorya, Zarya, Zara, Zaranitsa, Zoryushka, Zorya Utrennyaya, Zorya Vechernyaya, polunochna zora - die alten Slawen und jene, die ihnen nachfolgten, hatten viele Namen für die Göttinnen. Doch ihre Assoziation mit den Sternen, insbesondere Aurora und Polaris, hat sich durch die Jahrtausende erhalten. Auch für die heutigen Zorien ist der Stern ein Zeichen, mit dem sie sich verbunden fühlen. Der Lauf der Gezeiten und der Stand der Gestirne nimmt Einfluss auf sie und ihre Entscheidungen. Und so untergliedert sich die Schwesternschaft nach den Jahreszeiten, denen die einzelnen Zorien sich zugehörig fühlen. Getreu dem heidnischen Prinzip des Wandels wechseln sie deshalb ihre politische Stimme in Einklang mit dem Jahreslauf.

Freie Ghule

Keine Kabale im eigentlichen Sinne, hat sich ein loser Zusammenschluss "freier" Ghule gebildet, die bei Gelegenheit ihre Dienste gegen Vitae anbieten. Ob durch Zurücklassen, Tod, Flucht oder andere Umstände, ihnen allen ist gemeinsam, dass sie keine feste Blutquelle haben. Manche möchten diesen Zustand so schnell wie möglich ändern, andere genießen den Schein der Selbstbestimmung, der stets so weit reicht wie die letzte Dosis Blut.

Angeführt wird die Gruppe durch Amadeus, einen Mann unbekannten Alters, der selten selbst in Erscheinung tritt, sondern die Aktionen seiner Schützlinge aus dem Hintergrund koordiniert. Sein Name dient zugleich als Versicherung, dass eine mit Blut erkaufte Leistung tatsächlich erbracht wird, wie auch als Schutz für seine menschlichen Agenten, ihrerseits bei Verhandlungen betrogen zu werden. Er ist länger Teil der Stadt als viele ihrer Anverwandten und man sagt ihm Kontakte zur Gloria Noctem nach - über die er und alle anderen freien Ghule, wie über die meisten ihrer Geschäfte, diskret schweigen.

The Embassy (aufgelöst)

"Das Tor Berlins"

Diese Kabale wurde dereinst gegründet als Werkzeug, den Zustrom auswärtiger Anverwandter nach Berlin zu kontrollieren und in geordnete Bahnen zu lenken. Ihr gehören Anverwandte aller Bünde an, die meisten wechseln aber nach einiger Zeit in andere Kabalen in der Domäne. Der überwiegende Teil der "festen" Langzeitmitglieder der Embassy waren Kinder der Nacht von außerhalb Deutschlands, die dem Lockruf der Weltmetropole Berlin folgten.

Nach dem Tod ihres Gründers, Diplomat Aloysius Sweetwater, in der langen Kralsnacht 2018 war die Embassy für einige Zeit ohne klare Führung, bis seine Tochter, Sia Sweetwater, sich nach ihrer Freisprechung zur neuen Diplomatin ausrief. Im Zuge einer Welle an Kindern, die ohne Erschaffer in Beriln auftauchten und sich auf der Suche nach Anleitung und einem Zuhause Valya anschlossen, einem Gast der Embassy, kamen immer hitzigere Diskussionen auf über die Rechte und Pflichten der Kabale oder ob sie überhaupt eine sei. Als dann noch Valya sich als etwas anderes entpuppte, als er zu sein vorgegeben hatte, und eine Zugewanderte nach Sias Rücktritt den Posten der Diplomatin einnahm, hatte das Ansehen der Kabale so großen Schaden genommen, dass ihr Nutzen von vielen Seiten in Frage gestellt wurde.

Die Kabale wurde 2021 von der Eignerversammlung aufgelöst. Ihre Aufgabe neue Mitglieder des nächtlichen Berlins in die Stadt einzuführen wird nun von einem zeitgleich eingerichteten Amt ausgeführt.

Vox Tenebris

Der Geschichte nach gab es einst eine andere Sanktumskabale, die eher "klassisch" kirchlich geprägt war und im Laufe der Industrialisierung leise unterging. Um diese Zeit herum war es ein wandernder Mekhet namens Gideon, der Gläubige verschiedener Herkunft und Überzeugungen zu Versammlungen rief. Diese hatten entweder dialogische Form (ähnlich Anonyme Alkoholiker, Selbsthilfe) oder die Form sozialer Salons. Zunächst ob ihrer zurückhaltenden Art eher unter dem Radar, erreichte die Vox Tenebris um den Zweiten Weltkrieg herum mit dem Eintritt des Ventrue Judas Corvinius eine erste Blüte, die sich auch in entsprechenden Mitgliedszahlen niederschlug. Überlebende der zurückliegenden Kriege, neu Zugezogene und durch die in den Salons behutsam vermittelte Lehre gewonnene Konvertiten bildeten den Grundstock dieser vielseitigen, zentral mekhetisch geprägten Kabale.

Diese hat ihrer Philosophie nach keine Hierarchie, jedes Mitglied trägt den Titel Tenebra/Tenebron, und auch Außenstehende sind zu den Feierlichkeiten und immer noch regelmäßig abgehaltenen Gesprächskreisen stets willkommen. Wer Tenebris werden kann, bestimmt sich hauptsächlich durch Interesse am Wirken der Kabale, und dann durch die Gesamtheit der Tenebrae. Die Weihe geschieht gemeinschaftlich, manchmal öffentlich, doch nie gleich wie bei einem anderen Mitglied zuvor.

Erst im Laufe der Zeit gelangte Gideon in den Besitz von Longinus-Schriften, aber selbst diese blieben lange eher unbeachtet, so dass er begann seine eigenen Gedanken zu Papier zu bringen und aufzuschreiben, was andere Vampire für Erfahrungen gemacht haben.

Zu den Leitsätzen der Kabale gehören:

  • Gott offenbart sich jedem anders. Keiner sei so arrogant zu glauben, nur er habe den Weg zu Gott gefunden. Zu ihm führen viele Wege, und er enthüllt sein Wirken jedem Vampir auf eigene Weise. Ein Teil unserer Aufgabe ist diese Enthüllungen zu finden und aus ihnen zu lernen.
  • Das Requiem ist eine nie endende Offenbarung. Wir glauben an das Prinzip der fortgesetzten, nie endenden Offenbarung. Unser Weg zur Erkenntnis endet erst am Tag des jüngsten Gerichts. Bis dahin sehen wir, reden wir, lernen wir und verbreiten, was wir gelernt haben.
  • In der Sache des Glaubens hat die Lüge keinen Platz. Gegenüber aufrecht nach Gott suchenden Vampiren darf nicht gelogen werden. Dazu gehören alle Gläubigen in Longinus.

 

Weisen des Lichts (vernichtet)

Diese Kabale fand ein plötzliches und unrühmliches Ende im Herbst 2017, nur wenige Monate nach ihrer Gründung. Sie war die erste erfolgreiche Ausgründung aus der Embassy und wurde angeführt vom britischstämmigen Ventrue Cornelius Cobalt. Zusammen mit vier anderen Mitgliedern, alles Zugereiste, konnte er erfolgreich ein Revier beanspruchen und sogar einige Interessierte und Gleichgesinnte in der Domäne gewinnen. Als Fremde, die über ihre Gemeinsamkeiten und Ziele wenig mehr verrieten, als dass sie Suchende und Forscher seien, schlug ihnen jedoch auch großes Misstrauen entgegen.

Im Sommer 2017 war die Maskerade in Berlin angespannt: Vermisste Autarkis, Gerüchte, dann Sichtungen von Vampirjägern, eine verängstigte Herde und große Schwierigkeiten bei der Jagd. Ein Maskeradebruch im Revier der Weisen des Lichts wurde als Ursache der Probleme identifiziert und ihre Vernichtung als schnelle Lösung. Entgegen den sonst üblichen Bräuchen der Stadt wurde kein Tribunal einberufen und bekamen die Beschuldigten keine Möglichkeit sich zu äußern - obwohl es durchaus einige Unklarheiten gab um die Ankunft der Jäger, den Maskeradebruch selbst und Gemunkel von anderen, verdächtigen Vorgängen im Westen der Stadt. Stattdessen wurde im Namen der Maskerade das Urteil durch den damaligen Sheriff Melchior ausgeprochen und vollzogen.

Einem Mitglied der Kabale, ein Mekhet namens Koronis, gelang es zunächst dem Urteil zu entkommen. Auch er wurde allerdings ein halbes Jahr später vernichtet, als er auf einer Gerichtsverhandlung um seine Blutschwester Xanthippe enttarnt wurde, die ihm trotz der Vorwürfe gegen ihn bis dahin offenbar geholfen hatte sich in der Stadt zu verbergen - was auch ein Grund der Anklage war.