Carthianische Bewegung

Kurzüberblick: Politische Idealisten und Weltverbesserer. Vampire, die eine ausgeprägte Meinung dazu haben, was gut und richtig ist, und das in der Welt zu schaffen suchen – koste es, was es wolle.

Besonderheit: Carthianer sind oft der Welt der Menschen stärker als andere Vampire verbunden und ihre Verknüpfungen unter den Sterblichen machen sie zu einflussreichen Akteuren. Es fällt ihnen leichter neue Kontakte zu finden und angeblich stehen ihnen sogar Türen offen, durch die weniger vernetzte Vampiren nicht gehen können.

Typische Konzepte:

  • „Genug Blut für alle“-Sozialist
  • Demokratischer Fürstenmörder (in spe)
  • Ghul-Spartacus
  • Knallharter Kapitalist
  • Antiautoritärer Kommunengründer
  • Emotionsloser Bürokrat

Die Carthianische Bewegung besteht aus Reformern und Revolutionären, Idealisten und Utopisten. Angehörige dieses Bundes agieren in ihren Domänen als eine Kraft des Umsturzes in der von Stillstand bedrohten Gesellschaft der Toten. Sie können mit der überholten Verehrung eingesessener Herrschaft ebenso wenig anfangen wie mit gutgläubigem Gehorsam gegenüber irgendeinem Gott. Die Carthianer setzen sich dafür ein, eine zeitgemäße Gesellschaft der Vampire zu schaffen, und bedienen sich dabei der Modelle und Praktiken sterblicher Parteien, Unternehmen und Philosophen.

Die meisten Anverwandten, die sich diesem Bund zuordnen lassen, sind gut vernetzt und haben ein feines Gespür für Fäden, die im Hintergrund gezogen werden. Viele sind mit der Welt der Sterblichen noch eng verwoben. Es fällt ihnen leichter als anderen Vampiren Einfluss in bestimmten Sphären zu gewinnen und manchmal scheint es, als hätten sie einen tieferen Einblick in die Geschicke ihrer Stadt als andere je erfahren könnten.

Häufig sind es die Neonaten und Kinder, die sich von einem bestehenden System benachteiligt oder unterdrückt fühlen oder die erkennen, dass es dem Wandel der Zeiten nicht gewachsen ist. Doch auch gesellschaftliche Außenseiter oder sogar Angehörige der bestehenden Ordnung können von einer besseren Welt träumen. Wie diese Welt aussieht, ist so unterschiedlich wie die Individuen der Bewegung: eine gerechte Blutverteilungsbürokratie, ein Recht des Stärkeren, eine athenische Demokratie, eine Herrschaft aus Expertengremien, ein harmonisches, offenes Zusammenleben von Menschen und Vampiren.

Der Vision der Carthianer steht in der Regel der Status Quo entgegen, den Angehörige anderer Bünde, außer wenn er sie benachteiligt, nicht im selben Maße hinterfragen. Unter Vampiren erregt das Rütteln an womöglich jahrhundertealten Pfeilern der herrschenden Ordnung zumeist Sorge, Ärger oder Sanktionen. Nicht immer ist es das Ziel oder das gewählte Mittel das bestehende System vollkommen zu zerstören und aus der rauchenden Asche ein neues zu erheben. Oft jedoch ist eine langsame, schrittweise Reformierung hin zum Ideal entweder unmöglich oder derart langfristig, dass es auf dasselbe hinauskommt. Hier kommt es auf das Gewissen der Rebellen an, welche Mittel das Ziel rechtfertigt. Da es dieses Ziel ist, was ihr Requiem antreibt, ist seine Rechtfertigungskraft oft hoch.

Andere Anverwandte betrachten Carthianer manchmal als naive Weltverbesserer, oder schlimmer, gefährliche Störenfriede, deren Gefasel von einer besseren Ordnung nur der Deckmantel ist, um in jugendlichem Leichtsinn an bewährten Traditionen zu rütteln. Wahr ist, dass der Drang zum Ideal oft stürmisch, ja, zerstörerisch sein kann. Doch der Geist der Rebellion steckt nicht im hirnlosen Tatendrang, sondern nährt sich aus jahre- oder jahrzehntelangen Erfahrungen, Studien, Debatten und Beobachtungen in der sterblichen Welt.

Vor allem: Es geht Carthianern nicht darum ziellos Chaos zu sähen oder kaputt zu machen, was sie kaputt macht. Ein solches Handeln ist am ehesten bei Bundlosen zu erwarten. Wenn das Handeln eines Carthianers Zerstörung bringt, so ist es eine notwendige, fruchtbare, ein Schritt auf dem Weg in eine strahlende Zukunft. Auch sind sie keine Fähnchen im Wind, wer sich einmal einem Ideal verschrieben hat, wird dies nicht morgen zugunsten des nächsten links liegen lassen, selbst wenn es sich als weniger ideal herausstellt als gedacht. Die Veränderung, die sie in die Welt tragen können, machen Halt vor ihrem Inneren, das dem Stillstand des Untods genauso unterworfen ist wie das aller anderen Vampire.

Die Bewegung ist einer der diversesten Bünde und Carthianer geraten nicht nur mit der angestaubten Traditionsherrschaft eines Invictus‘ oder den „gottgegebenen“ Regeln eines Sanktums oder Zirkels aneinander, sondern oft genug mit anderen Carthianern, besonders wenn ihre Vorstellungen, wie die Welt sein sollte, sich widersprechen oder eine Seite ihre Version bereits in einer Stadt etablieren konnte. Wenn sich jedoch einige dieser glühenden Idealisten mit demselben Ziel vereinen, können mächtige Bewegungen entstehen, die schließlich auch andere Anverwandte mitreißen und fähig sind eine Domäne völlig zu transformieren.

Zumindest bis die Mängel dieser Transformation erkennbar werden, neue Ideen wachsen, neue Ideale gefunden werden und die nächste Bewegung sich bildet.