Lancea Sancta

Kurzüberblick: Gläubige, die sich einem höheren Auftrag unterwerfen und darin den Sinn ihrer Existenz und einen möglichen Weg zur Erlösung finden.

Besonderheit: Die Angehörigen von Lancea et Sanctum verfügen über das Potenzial Thebanische Mirakel zu wirken, biblische Wunder, deren Macht die gewöhnlicher vampirischer Fähigkeiten in den Schatten stellt.

Typische Konzepte:

  • Religiöser Fanatiker
  • Verständnisvoller Beichtpate
  • Dunkler Verführer
  • Missionarischer Inquisitor
  • Trauriges Monster auf der Suche nach Erlösung
  • Schriftgelehrter Mystiker
  • Unersättlicher Meister der Sünde
  • Priester des Blutes und der rituellen Magie

Die Gläubigen des Sanktums verstehen sich als die moralische Instanz unter den Anverwandten. Sie haben Antworten auf Fragen nach dem Umgang mit der Bestie, nach Erklärungen für ihren mystischen Zustand, vor allem aber nach einem Sinn im Requiem. Oft sind die größten, besten und verschlossensten mystischen Bibliotheken einer Domäne in den Händen der Lancea. Ein Werk spielt dabei eine besondere Rolle, das „Testament des Longinus“.

Longinus, der römische Legionär, der Christus am Kreuz eine Lanze in den Leib stieß, war, nach seinem eigenen Zeugnis, ein Sünder biblischer Größe, dessen zahlreiche Vergehen nur deswegen nicht zu seinem Untergang führten, weil Gott einen eigenen Plan mit ihm hatte: Indem er das göttliche Blut von der Lanze aufnahm, wurde er – ohne einen Erzeuger, allein aus dem Fluche Gottes – zum Vampir. Als wahrhaftig „Verdammter“ wurde ihm seine Bestimmung von einem Engel überbracht und als Dunkler Messias bringt er den Vampiren die Botschaft vom Sinn ihrer Existenz.

Der Umgang mit dieser „Bibel“ der Vampire ist wie unter Sterblichen unterschiedlich. Gemeinsam ist den Gläubigen des Sanktums allerdings, dass sie ihren Daseinszustand als einen gewollten, sinnvollen ansehen. Die Verdammnis auf Erden ist der der Preis des Lebens, das sie geführt haben, doch sie ist auch ein Auftrag, eine göttliche Mission. Anders als Teufel oder Dämonen werden Vampire nicht von der Welt verbannt, sondern bleiben, mit ihrem freien Willen intakt, ein Teil davon, gesegnet mit fantastischen Fähigkeiten, doch auch geschlagen mit einer Angst vor Sonne und Feuer, einem Drang nach Zerstörung und Auflösung und einem nie endenden Durst nach dem Blut der Lebenden. Von diesen Eigenschaften leiten die zum Glauben Gefundenen einen göttlichen Sinn ihres Daseins in der Welt ab: Das Dunkle Werk. Als „Wölfe Gottes“ bewegen sich die Verdammten unter den menschlichen Schafen und erfüllen dort den Willen ihres Schöpfers.

Vampire des Sanktums erkennen ihre Andersartigkeit an, akzeptieren die Bestie als ein Teil ihres Raubtier-Daseins und gehen in ihrer Rolle als Gesandte Gottes auf. Viele verabschieden sich von einer aufwändigen Fassade der Menschlichkeit, des Mitleids und der Zuneigung, zumindest unter ihresgleichen, was oft eine Befreiung bedeutet nach Jahren des Leugnens und Unterdrückens, ein Ankommen an ihrer wahren Bestimmung.

Der ewige Blutdurst lässt sie unter den Menschen wandeln als verborgenes Schreckgespenst. Indem sie unter ihnen jagen und ihren Gelüsten nachgehen (viele Sancti entwickeln ein bestimmtes Beuteschema, etwa Sünder eines gewissen Typs, oder aber auch nur die reinsten Seelen), behält die Menschheit im (Un)Bewusstsein, dass die Welt ein gefährlicher, feindseliger Ort ist. Diese Furcht, das Bedürfnis nach Schutz, Trost, Sinn in alldem ist es, so der Glaube, was die Herde zu ihrem Hirten treibt – womit die Wölfe zu Hütehunden werden.

Die Erschaffung ist für Vampire ein einschneidendes Erlebnis – manche finden darin ihren Glauben, andere verlieren ihn, und wieder andere definieren ihn völlig neu. In Anlehnung an moderne Kirchen und andere meist monotheistische Glaubensgemeinschaften organisieren sich Sancti oft in komplexen Hierarchien von Priestern, Vorstehern, Seelsorgern, Inquisitoren, Schatzmeistern, Schriftgelehrten und zahlreichen anderen Berufungen. Doch auch „Laien“ können eine wichtige Rolle spielen, halten die Angehörigen dieses Bundes doch alle Vampire für von Gott Verdammte, auch diejenigen, die dieses Los für sich (noch) nicht anerkennen wollen.

Erkennen lassen sich diejenigen, die ihre Pflicht und ihr Schicksal voll angenommen haben spätestens an ihrer Fähigkeit die Thebanischen Mirakel zu erlernen und anzuwenden. Diese Kräfte, der Legende nach vom selben Engel an Longinus überliefert, der ihm seine göttliche Bestimmung überbrachte, gehen über die allen Anverwandten zur Verfügung stehenden Gaben vampirischer Disziplinen weit hinaus. Sie erlauben Gerüchten und Mythen zufolge biblische Wunder zu wirken – Wasser zu Blut zu verwandeln, Plagen über seine Gegner kommen zu lassen, gegen übernatürliche Einflüsse zu segnen, ja, die Toten zu erwecken. Natürlich dienen diese Wunder vorrangig dazu das Dunkle Werk unter den Menschen zu tun. Doch sie wirken ebenso mächtig auf andere Anverwandte und machen Sancti damit auch zu mächtigen und unberechenbaren Feinden.